Nachts Zähne knirschen – Die Folgen
Welche Folgen das nächtliche Zähneknirschen für uns hat
Fast jeder zweite Deutsche, der unter Stress leidet, knirscht nachts mit den Zähnen.
Bei den meisten Betroffenen bleibt die sogenannte Funktionsstörung, mit dem Fachbegriff „Schlafbru-xismus“, jedoch unbemerkt. Doch was genau passiert in unserem Mund, wenn wir mit unseren Zähnen knirschen und was sind die Folgen?
Funktionsstörung: Zähneknirschen
Wenn wir knirschen, sind unsere Kaumuskeln angespannt und die beiden Kieferhälften drücken aufeinander. Auf unsere Zähne wirkt dann im Extremfall ein Druck von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter ein, was nicht nur dem ungefähren Gewicht eines Pferdes, sondern gleichzeitig auch mehr als dem Zehnfachen des normalen menschlichen Kaudrucks entspricht.
Wieso wir uns und unseren Zähnen das, wenn auch unbewusst, antun? Stressabbau! Zähneknirschen gilt als emotionales Entlastungsventil, um inneren Druck und Unruhe abzulassen. Neuere Studien deuten außerdem darauf hin, dass die Ursache für das Zähneknirschen im Gehirn zu finden ist. Aber auch ein zu hoher Konsum von Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin und Koffein, eine falsche Körperhaltung oder eine Fehlstellung der Zähne oder des Gebisses, kann das Zähneknirschen auslösen. Die Ursachen sind schier unendlich.
Da wir, wenn wir schlafen, keinen Einfluss darauf haben und unseren Körper nicht kontrollieren können, passiert das Zähneknirschen nachts ganz unterbewusst. Oft ist das Zähneknirschen damit kombiniert, dass wir nachts kurzfristig aufwachen, wenn unsere Herzfrequenz und Muskelaktivität ansteigen.
Die Folgen für unsere Gesundheit
Weil beim nächtlichen Zähneknirschen ein enormer Druck auf unseren Kiefer ausgeübt wird, wachen die meisten Betroffenen morgens mit Schmerzen an verschiedenen Körperstellen auf. Etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen von Schlafbruxismus berichten nach dem Aufwachen von Schmerzen im Bereich von Mund, Kiefergelenk, Schläfen und Gesicht, aber auch Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen.
Zähneknirschen ist keine „Krankheit“
Bruxismus und die wie in diesem Zusammenhang wiederholte Aktivität unserer Kaumuskulatur kann zunächst ein wenig auffälliger Faktor sein, unter Umständen jedoch ernste gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Eine Krankheit per Definition ist das es aber nicht, resümiert ein internationales Expertengremium nach einer Studie. Die Experten haben die Definition des Bruxismus überarbeitet und dabei nach Stufen differenziert: möglicher, wahrscheinlicher, definitiver Bruxismus.
Auswirkungen auf den Kauapparat und andere Bereiche des Körpers
Das regelmäßige Zähneknirschen hat negative Auswirkungen auf unseren Kauapparat und weitere Bereiche des Körpers. Patienten berichten typischer Weise von kurzfristigen Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe – vor allem nach dem Aufwachen. Durch die häufige Überbelastung der Zähne und den Abrieb von Zahnsubstanz werden die Zähne überempfindlich auf Heiß und Kalt, Süß oder Sauer. Im Extremfall kann nach langjährigem Zähneknirschen eine Kiefergelenksperre eintreten, welche dazu führt, dass man den Mund nur eingeschränkt und unter Schmerzen oder gar nicht mehr öffnen kann. Auch Ohrendruck, Ohrenschmerzen und sogar Tinnitus können aufgrund der verspannten Kiefermuskulatur vorkommen. Wenn sich das Zähneknirschen dann auch noch zusätzlich mit Schwindel paart, liegt der Grund hierfür bei der starken Aktivität der Kiefermuskulatur und der daraus resultierenden Muskelverspannungen. Besonders gefährlich wird es auch, wenn das Zähneknirschen so stark und so häufig auftritt, dass dabei die Zähne selbst stark geschädigt werden, der Zahnnerv gereizt wird und dadurch eine Zahnnerv-Entzündung ausgelöst wird. Auch empfindliche, brüchige oder abgeriebene Zähne können eine Folge von Zähneknirschen sein. Der Druck, der dabei entsteht, ist so stark, dass letztlich selbst Risse im Zahnschmelz entstehen können und dabei ist der Zahnschmelz
eigentlich die härteste Substanz des Körpers.
Zähneknirschen ist kein Hinderungsgrund für Implantate
Der Implantat-Erfolg ist letztlich immer eine Frage der Stabilität. Das gilt folglich auch für Patienten mit Bruxismus, also mit Menschen, die beispielsweise in der Nacht mit den Zähnen knirschen. In manchen Lehrbüchern findet man zwar immer noch die Aussage, dass Kiefergelenksprobleme und Zähneknirschen eine Kontraindikation für Implantate sind. Dem widerspricht aber bereits 2018 die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich.